Melanchthonkirche
Die 1771 erbaute Melanchthonkirche mit einem 2004 errichteten Gemeindezentrum und einem idyllischen Kirchhof liegt mitten im Fechenheimer Ortskern gegenüber dem Rathaus.
Der Eingang zur Kirche und zum Gemeindezentrum befindet sich in der Pfortenstraße rechts neben dem Kirchengebäude. Auch das Gemeindebüro ist hier erreichbar.
Öffentliche Verkehrsmittel:
- Straßenbahn 11, Haltestelle Schießhüttenstraße
- Bus-Haltestelle Pfortenstraße bzw. Baumertstraße (Linien 44 bzw. 551)
Auto:
Mit dem Auto kommen Sie aus der Stadt über die Hanauer Landstraße und biegen an der Mainkur rechts nach Fechenheim ein. Von der Straße Alt-Fechenheim fahren Sie der Hauptstraße folgend kurz rechts und wieder links in die Baumertstraße. Dieser folgen Sie bis zur Ampel, hier kreuzt die Pfortenstraße, die Melanchthonkirche liegt links. Von Offenbach her fahren Sie über die Carl-Ulrich-Brücke und biegen sofort rechts nach Fechenheim ein. Wenn Sie der Hauptstraße folgen, kommen Sie auf die Starkenburger Straße, die in die Straße Alt-Fechenheim übergeht. Am Rathaus biegen Sie links in die Pfortenstraße ab, die Melanchthonkirche liegt rechts.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung einer „ecclesiam in Uuechenheim“ fand im Jahr 977 in einer Urkunde von König Otto II. statt. In dieser Urkunde wird dem Salvatorstift in Frankfurt der Besitz an der Kirche bestätigt. Wo diese Kirche stand, ist nicht bekannt. Aufgrund dieser ersten urkundlichen Erwähnung des Namens „Uuechenheim“ feierte der Stadtteil Fechenheim 1977 sein 1000-jähriges Bestehen.
1390 wurde die heute im Foyer des Gemeindezentrums der Melanchthongemeinde stehende Glocke gegossen; sie wiegt 9 Zentner und ist auf den Ton „b“ gestimmt. Die Inschrift gibt das Datum des Glockengusses an und lautet: „anno domini MCCCLXXXX – 10 ydus mencis novembris“, das bedeutet: im Jahre des Herrn 1390 – 10. Idus des Monats November, das ist der 10. November 1390. Sie läutete bereits in der noch katholischen Fechenheimer Kirche, die zu dieser Zeit vermutlich schon südlich vom heutigen Burglehen (Linneplatz) stand, etwa dort, wo sich jetzt die Kindertagesstätte Mainstrolche der Melanchthongemeinde befindet (nördlich der Schießhüttenstraße). Um diese Kirche herum befand sich auch der damalige Friedhof, was Knochenfunde bei späteren Umbaumaßnahmen für die Kindertagesstätte bestätigten.
1563/64: Relativ späte Einführung der Reformation in Fechenheim durch die Grafen von Hanau, was von einem jahrelang schwelenden Streit um das Pfarrstellenbesetzungsrecht zwischen dem (katholischen) Frankfurter Bartholomäusstift und den (evangelisch-reformierten) Hanauer Grafen herrührte. Dadurch wurde die bislang katholische Kirche südlich vom Linneplatz reformiert; eine katholische Gemeinde und Kirche gab es einige Jahrhundert lang in Fechenheim nicht mehr – cuius regio, eius religio.
1686: Die 1563/64 neben der aus der Reformation hervorgegangenen reformierten Gemeinde in Fechenheim zugleich entstandene lutherische Gemeinde feiert ihren ersten Gottesdienst in der auf dem Gelände der heutigen Melanchthonkirche errichteten und wohl zum größten Teil aus Holz bestehenden Kirche. Der heutige Kirchgarten war lutherischer Friedhof, was Knochenfunde bei der Errichtung des Gemeindezentrums im Jahre 2003 bestätigten.
1771: Die baufällig gewordene lutherische Kirche wird durch einen Neubau, gestaltet im schlichten Barockstil des Hanauer Landes, ersetzt; er bildet den Hauptteil der heutigen Melanchthonkirche. Die heute den Kirchturm abschließende dreistufige Turmhaube saß als Dachreiter auf dem Langhaus.
Ab 1793 diente die Melanchthonkirche beiden evangelischen Konfessionen als Gottesdienststätte, da die alte reformierte Kirche südlich des Linneplatzes wegen Baufälligkeit geschlossen werden musste; sie wurde 1810 abgerissen.
Mitte des 19. Jahrhunderts: Anschaffung der Orgel (mit mehrfach umgebautem romantischem Orgelwerk); sie ist ein Werk der Orgelbaufirma Ratzmann, Gelnhausen; sie verfügt über zwei Manuale und ein Pedal, von wo aus die 21 Register bespielbar sind; jedes Register hat im Manual 54 Pfeifen, im Pedal 27 Pfeifen. So verfügt das Orgelwerk insgesamt über 1107 bis 1161 Pfeifen. Die längsten und damit tiefsten sind etwa 2,50 m lang, die kürzesten und nur einige Zentimeter. Die vorne sichtbaren Pfeifen bilden den Orgelprospekt.
1901 bis 1904: Umbau und Erweiterung des Kirchenschiffs, Aufnahme von Stilelementen des historisierenden Baustils jener Zeit; Vergrößerung der Empore; Anbau einer Sakristei an den nach Westen gerichteten Chorraum und eines kleinen Versammlungsraums nordwestlich vom Kirchenschiff (so genanntes Trau- oder Brautstübchen, das 2002 dem Neubau des Gemeindezentrums weichen musste); freistehender Sandsteinaltar; Kanzel mit Kanzeldeckel über dem Altar; Zugang zur Kanzel über eine Treppe in der Sakristei; neue Kirchenbänke rechts und links vom Mittelgang sowie auf der mittleren und den beiden seitlichen Emporen.
1928 bis 1930: Umbau und Erweiterungen: Treppenhausvorbau an östlicher Giebelseite mit zwei zur Empore führenden Treppen (musste 2002 dem neuen Gemeindezentrum weichen), freistehender Turm an der nordöstlichen Seite unter Verwendung des bisherigen Dachreiters auf dem Langhaus als neuer Turmhaube, neues Geläut (4 Glocken).
Etwa 1944: Provisorische Beseitigung von Bombenschäden aus dem 2. Weltkrieg; Entfernung von Wandmalereien aus der historisierenden Umbau-Epoche im Chorraum.
Etwa 1960: Umbau und endgültige Beseitigung von Bombenschäden; Abtragung der sechs Fenstergiebel aus der historisierenden Umbau-Epoche (einer der Giebel ist im Kirchgarten aufgestellt; Einbau neuer Motivglasfenster durch ein Pariser Atelier (Einzug Jesu in Jerusalem / Kreuzabnahme); Aufstellung eines Taufsteins im Altarraum.
Etwa 1970: Erweiterung des so genannten Traustübchens im Erdgeschoss nach Norden um einen Versammlungsraum im Obergeschoss mit Zugang durch den Turm; Kürzung der seitlichen Emporen; Aufstellung eines Lesepultes im Altarraum.
2002 bis 2004:
Abriss von Bausubstanz aus den 20er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts; Neubau eines zweigeschossigen Gemeindezentrums nördlich und östlich am Kirchenschiff und am Turm; der Turm wird als Treppenhaus ins Obergeschoss ausgebaut.
Karl Langensiepen (2004)
Die Glocken von Fechenheim
In den Jahren 1770 bis 1771 wurde in Fechenheim die heutige Melanchthonkirche erbaut. Lange Zeit stand der Turm nicht (wie heute) neben dem Hauptbau, sondern saß als Reiter auf dem Dach des Kirchenschiffs. Erst Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde seitlich der Kirche ein quadratischer Stahlbetonturm errichtet, dem der bisherige hölzerne Dachreiter als Turmhaube aufgesetzt wurde.
Im 1. Weltkrieg wurde die Kirche beschädigt, und auch das Geläute war betroffen: Eine Glocke ging komplett verloren. Möglicherweise wurden zwei weitere Glocken beschädigt, denn bereits 1921 ließ sich die Gemeinde von der heute noch bestehenden Glockengießerei Rincker in Sinn im Westerwald einen entsprechenden Kostenvoranschlag machen. Tatsächlich dauerte es aber wohl noch einige Jahre, bis tatsächlich ein neues Geläute angeschafft wurde. „Das Geläute in seiner jetzigen Größe entspricht längst nicht mehr der Ausdehnung unseres Ortes, da dasselbe viel zu klein ist und sein Klang nicht mehr durchdringt. Wir haben daher vor, ein grösseres & schwereres Geläute anzuschaffen“, heißt es in einem Schreiben des Kirchenvorstandes vom 6. Mai 1926 an das Fechenheimer Bürgermeisteramt.
Da der Turm (zu dieser Zeit noch als Dachreiter) jedoch begann, baufällig zu werden, war die Errichtung eines neuen Turms dringend notwendig. Die Kirchengemeinde bat daher die (politische) Gemeindebehörde, die Kosten für den Neubau des Turmes zu übernehmen. Diese lehnte wegen Geldmangels jedoch ab. Hier wirkten sich jedoch die Eingemeindungsverhandlungen Fechenheims nach Frankfurt positiv aus, denn die Stadt gewährte der Kirche 1927 ein Darlehen zum Bau des Turms. Dieser Stahlbetonturm wurde mit dem ehemaligen Dachreiter aus Holz gekrönt und prägt heute noch das Bild der Melanchthonkirche.
Der neue Turm sollte nun auch ein neues Geläute beherbergen, und so erteilte die Kirchengemeinde der Firma Rincker im September 1928 den Auftrag zur Herstellung von vier neuen Glocken in den Tönen cis, e, fis und gis. Ende Oktober waren sie fertiggestellt, wie ein über den Klang der Glocken erstelltes Gutachten durch den amtlichen Glockenexperten Pfarrer Schildge aus Nellingen im Allgäu zeigt. Die Inschriften von drei dieser Glocken sind noch bekannt: bei der cis-Glocke (mit einem Gewicht von ca. 1.490 kg) lautete die Inschrift: „Dir, Gott, nach Krieg und harter Zeit, In Glaubens Zuversicht geweiht.“ Auf der etwa 1.250 kg schweren e-Glocke war zu lesen: „In dieser Welt voll Hass und Sünde Ich Liebe und Erlösung künde.“ Die fis-Glocke (ca 1.120 kg) erhielt folgenden Text: „Neuer Hoffnung froher Kunde Soll erklingen Stund um Stunde.“ 1929 ertönte das neue Geläute dann zum ersten Mal.
1934 überlässt die Gemeinde eine noch vorhandene kleine Glocke aus dem alten Geläute einer Gemeinde deutscher Kolonisten in Gramado in Brasilien. Die Glocke ließ sich für das neue Geläute nicht verwenden, da sie auf einen anderen Ton gestimmt war. Zudem verbanden den deutschen Pfarrer aus Brasilien langjährige persönliche Beziehungen mit Fechenheim.
1940 war der Zweite Weltkrieg bereits ausgebrochen. Im April diesen Jahres erreichte die Gemeinde eine Anordnung von Generalfeldmarschall Göring, die ahnen ließ, dass der Krieg länger dauern würde. Darin hieß es, dass „um die für eine Kriegsführung auf lange Sicht erforderliche Metallreserve zu schaffen“, die in „Glocken aus Bronze und Gebäudeteilen aus Kupfer enthaltenen Metallmengen“ erfasst und „unverzüglich der deutschen Rüstungsreserve dienstbar“ gemacht werden müssten. Dabei wurde mit den Bronzeglocken begonnen, die „anzumelden und abzuliefern“ waren. Großzügig wurde auch eine „angemessene Entschädigung des Wertes der Glocken nach Kriegsende“ zugesichert.
Zuständig für die Durchführung dieser Maßnahmen war die „Reichsstelle für Metalle“. Unter der Aufsicht von Glockengießermeistern und Denkmalpflegern wurden die Glocken dann in vier Gruppen eingeteilt, die mit den Buchstaben A bis D bezeichnet wurden. Dabei sollten Glocken der Gruppe A unmittelbar der Verhüttung zugeführt werden. Glocken der Gruppen B und C sollten zunächst in Sammellager gebracht und dann nach Bedarf verwertet werden.
Unter Gruppe D fielen Glocken „von ganz überragendem geschichtlichen oder künstlerischem Wert“. Sie sollten gar nicht erst ausgebaut werden. Allerdings hieß es in der entsprechenden Richtlinie, dass Anträge auf Einstufung in Gruppe D „nur in vereinzelten Fällen Aussicht auf Erfolg“ hätten.
Dies versuchte die Fechenheimer Gemeinde für ihre historische (nicht mehr geläutete) Glocke von 1390 zu erreichen. Immerhin hatte man das auch schon im 1. Weltkrieg geschafft. Dafür mussten mit deutscher Gründlichkeit erstellte Meldeblätter ausgefüllt und „Abreibungen“ (mit Bleistift) der Inschriften oder Ornamentik eingereicht werden. Pfarrer Georgi zitierte darüber hinaus aus einem Artikel von 1934, in dem es heißt, „dass die Glocke das älteste Denkmal ist, das Fechenheim aufzuweisen hat […], sie ist eine der ältesten Glocken überhaupt und die älteste, die in der weitesten Umgebung bis 1828 im Gebrauch war.“ All dies hatte zudem unter ziemlichem Zeitdruck zu geschehen.
Allen Kirchengemeinden wurde immerhin eine läutefähige Glocke – und zwar jeweils die kleinste, nach den Gruppen D, C, B, A – belassen. Für die abgenommenen Glocken erhielten die Gemeinden eine Quittung, die als Grundlage für die Entschädigung gelten sollte.
In der Melanchthonkirche verblieben daher die historische Glocke von 1390, die nicht läutefähig war, und die kleinste Glocke des Geläuts mit dem Ton gis und einem unteren Durchmesser von 100 cm. Die anderen drei 1928 angeschafften Glocken wurden im Juli 1942 ausgebaut und wahrscheinlich, wie alle Glocken aus der Zeit nach 1870, umgehend eingeschmolzen. Zusammen hatten sie ein Gewicht von 3847 kg.
Nach Kriegsende zeigte sich, dass die Zusagen Görings für eine Entschädigung nicht das Papier wert gewesen waren, auf dem sie geschrieben wurden. Auf eine entsprechende Anfrage an das Grosshessische Staatsministerium für Kultus und Unterricht Ende 1946, erhielt die Gemeinde zur Antwort: „Ersatzansprüche für die abgelieferten Kirchenglocken während der Kriegsjahre gegen das Reich können grundsätzlich bei den Ländern nicht geltend gemacht werden, weil die Länder nicht Rechtsnachfolger des Reiches sind. Aus diesem Grunde kann den Kirchen auch keine Entschädigung für die damals abgelieferten Glocken gegeben werden.“ Die Länder bildeten zu diesem Zeitpunkt die einzige staatliche Struktur in Deutschland, denn die Bundesrepublik wurde erst 1949 gegründet.
Die Gemeinde versuchte 1951 erneut ihr Glück beim Regierungspräsidenten in Wiesbaden. Daraufhin scheint gar nichts passiert zu sein, denn 1954 – also drei Jahre später! – fragte der Kirchenvorstand nochmals beim Regierungspräsidium nach. Doch auch dies scheint erfolglos geblieben zu sein.
Bis zu diesem Zeitpunkt musste die Melanchthonkirche mit einer Glocke auskommen, da, so heißt es im Schreiben des Kirchenvorstands an das Regierungspräsidium, „infolge großer Gebäudeschäden das Geläut bisher immer noch zurückstehen musste.“ Vor allem der Wiederaufbau von Kindergarten und Gemeindehaus hatte die Gemeinde finanziell sehr belastet.
Daher wurde geprüft, ob nicht die historische Glocke von 1390 wiederverwendet werden konnte. Nach Meinung der Fa. Rincker war es „möglich, die Glocke aufzuhängen und zu besonderen Anlässen wie Taufen, Kindergottesdienst usw. zu läuten.“ Gleichzeitig macht die Glockengießerei ein Angebot über vier neue Glocken in den Tönen cis, e, fis und a.
Der Kirchenvorstand beschloss zunächst, die größte Glocke, die cis-Glocke, neu anzuschaffen. 1954 wurden daher die Fechenheimer zu Spenden aufgerufen, um den Kaufpreis von 8.500 DM zusammenzubringen. Hierfür wurde eigens ein „Glockenfond“ eingerichtet. Auch in Fechenheim ansässige Unternehmen und Vereine wurden um Spenden gebeten.
Die Glocke mit einem Durchmesser von 1,48 m und einem Gewicht von 1.753 kg wurde am 11. August 1954 bei der Gießerei abgeholt und zunächst auf einem Fabrikhof nahe der Mainkur abgestellt. Am Sonntag, den 15. August, fand dann um 8.30 Uhr an der Mainkur die Einholungsfeier statt, an die sich ein Festzug durch die Straßen Fechenheims und um 9.30 Uhr ein Festgottesdienst anschloss. Die Glocke war dann den ganzen Sonntag über „zur Besichtigung und Tonprobe“ öffentlich zugänglich. Am folgenden Tag wurde sie gemeinsam mit der historischen Glocke, die seit 1928 vor der Kirche stand, auf den Turm gezogen, um zum ersten Mal am Erntedankfest am 3. Oktober zu läuten.
Schnell zeigten sich jedoch Probleme mit der historischen Glocke, von der ein „ungleiches Schlagen“ vorab wohl schon bekannt war. Pfarrer Lerch führte in einem Schreiben an die Glockengießerei aus, dass die Glocke zweimal durch Seilzug geläutet worden sei. Dabei habe man leider festgestellt, „dass die Glockenschwankungen sich auf den Turmaufbau in einem geradezu beängstigenden Umfang übertragen haben. Kreuz und Hahn sollen von der Strasse aus in heftiger Bewegung beobachtet worden sein.“ Die Bauabteilung des Frankfurter Gemeindeverbandes stellte zudem fest, dass die Holzdecke, auf der der Glockenstuhl ruhte, der Gewichtsbelastung durch die alte Glocke nicht gewachsen sei und die Holzbalkendecke einstürzen könne.
Anfang 1955 bot die Gießerei daher, zusammen mit einem Kostenvoranschlag für die noch fehlenden Glocken, an, die historische Glocke umzusetzen. Ob dies geschehen ist, bzw. wann die Glocke komplett aus dem Turm entfernt wurde, lässt sich den Unterlagen leider nicht mehr entnehmen.
Im Mai 1956 konnte die Gemeinde jedenfalls die zweite fehlende Glocke mit dem Ton e, einem Durchmesser von 1,259 m und einem Gewicht von 1152 kg bestellen.
Im Jahr 1959 konnte das Geläute dann wieder komplettiert werden, nachdem der Vorschlag der Gießerei, die im Krieg nicht abgenommene kleinste Glocke vom Ton gis in den Ton a umzugießen, offenbar nicht weiter verfolgt wurde. Die letzte noch fehlende Glocke mit dem Ton fis, einem Durchmesser von 1,14 m und einem Gewicht von 855 kg, erhielt zudem ein oben umlaufendes Schriftband mit der Inschrift: „Einer ist Euer Meister, Christus, Ihr aber seid alle Brüder“. Am 26. Oktober 1959 wurde schließlich diese letzte Glocke gegossen. Pfarrer Lerch erhielt hierzu eine Einladung, mit max. 30 Personen dem Guss beizuwohnen.
Am 29. Oktober wurde die Glocke dann abgeholt und nach Fechenheim geliefert, wo sie rechtzeitig zum Reformationstag geweiht und am 1. November in Gebrauch genommen werden konnte. Seit gut 50 Jahren hat die Melanchthonkirche also wieder ein vollständiges und noch heute verwendetes Geläute.
Matthias Eislöffel (2011)